Unti hat sich in den letzten Jahren in gewissen Gemeinden stark verändert. Es ist nicht mehr nur eine reine Lehrvermittlungsveranstaltung, sondern wurde mehrdimensionaler. Diese Beobachtung habe ich im Austausch mit den Ortsgemeinden erhalten und auch durch unseren Fachtag, bei dem wir uns mit verschiedensten Pastoren und Pastorinnen getroffen und über den Unti gesprochen haben. Als Grundlage haben wir das UP, IN & OUT-Modell genommen und uns Gedanken gemacht, wie dieses Modell im Unti umgesetzt werden kann. Ich werde weiter unten näher auf das Modell eingehen. Es wurde angeregt darüber diskutiert. In diesem Beitrag habe ich einige Gedanken aus diesem Fachtag weitergedacht.
Unti als Nachfolge-Experiment
Mein Traum ist es, dass wir im Unti Voraussetzungen schaffen können, die den Aufbau einer Nachfolgekultur fördern. Doch wie könnte dies gelingen? An dieser Frage habe sich schon viele Theologen, Pastorinnen und Jugendmitarbeitende die Zähne ausgebissen.
Ein Faktor, der mich in diesem Zusammenhang immer wieder herausfordert ist folgender: Wie lebe ich selbst Nachfolge? Ich gehe davon aus, dass das, was wir als Untileiter/innen säen, auch ernten werden. Und wir können nur das säen, was wir kennen. Ein Beispiel: Wenn ich will, dass die junge Generation die Stimme Gottes hören kann, dann muss ich sie darin schulen. Das heisst, ich muss mich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Vielleicht habe ich in der Gemeinde jemanden, der in diesem Bereich mehr Erfahrung hat, doch trotzdem muss auch ich mich damit auseinandersetzen. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen und das ist gut so. Wir müssen nicht alles wissen und können, doch wir müssen unsere blinden Flecken kennen und uns Ergänzung suchen. Und ich bin so froh, dass wir als Kirche eine Gemeinschaft mit unterschiedlichen Menschen sind. Da hat es sicher Leute dabei, die mehr Erfahrungen in Glaubensthemen haben, als ich. Wir müssen uns Ergänzung suchen.
Unti in drei Dimensionen
Ist man bereit, sich Ergänzung zu holen, muss man wissen, was für Ergänzungen man überhaupt braucht. Was für Eigenschaften hat ein Nachfolger? Und da hilft es, auf das Leben von Jesus zu schauen. Jesus hat drei Dimensionen sehr stark ausgelebt. Er hat eine innige Beziehung zu seinem Vater und hat diese auf verschiedenen Arten ausgelebt (UP). Er war in einer starken Beziehung mit seinen Nachfolgern unterwegs. Sie haben zusammengelebt, haben miteinander gegessen, Schönes und Schwieriges miteinander geteilt. Sie waren eine echte Lebensgemeinschaft (IN). Und Jesus hat sich immer wieder mit Menschen ausserhalb seiner Lebensgemeinschaft getroffen, ihnen gedient, sie geheilt, sich für die Armen und Schwachen eingesetzt und ihnen das Evangelium erzählt (OUT). Diesen Lebensstil wünsche ich mir, den Jugendlichen weiterzugeben und gerade durch den Unti haben wir ein wunderbares Gefäss, wo man diese drei Dimensionen ausprobieren, vertiefen, verwerfen und neu andenken können, damit die Untiteilnehmer diesen jüngerschaftlichen Lebensstil erlernen können.
Diese drei Dimensionen UP, IN & Out sind nicht von mir, sondern aus dem Buch u.a. von Mike Breen («Eine Jüngerschaftskultur aufbauen») und haben mich echt inspiriert meinen eigenen Unti neu zu überdenken. Hilfreich waren ein paar Reflexionsfragen aus dem Buch von Mike Breen, die das Team Young Generation noch ergänzt hat.
Reflektiere deine UP – Dimension:
- Wieviel «Lehre» erhalten die TN im Unti?
- Wieviel Raum hat das Gebet in deiner Untigruppe?
- Wieviel Platz lassen wir dem Heiligen Geist im Unti?
- Wie oft suchen wir gemeinsam Gott im Unti?
Wie sieht eure IN – Dimension aus?
- Kümmern wir uns gegenseitig umeinander?
- Suchen wir als Gruppe die Ruhe?
- Sprechen wir schwierige Themen im Unti an?
- Bauen wir tragfähige Gemeinschaft im Unti?
Und wie sieht es mit eurer OUT – Dimension aus?
- Teilen wir unseren Glauben anderen mit?
- Haben wir ein Herz für unsere Mitmenschen?
- Tragen wir zum Wohl von Mensch und Gesellschaft bei?
- Haben wir regelmässig OUT Aktivitäten?
Die richtigen Schwerpunkte setzen
Ich beobachte in unserer Kirchenlandschaft, dass wir im Unti Bereich in der Lehrvermittlung stark sind. Doch UP beinhaltet mehr Aspekte als nur Lehre. Darum meine Frage an dich: Wie könntet ihr die UP-Dimension weiter ausbauen?
Und wie sieht es mit der gemeinschaftsfördernden IN-Dimension aus? Fordert ihr euch gegenseitig als Gruppe heraus? Sprecht ihr Dinge an? Gerade in der heutigen Zeit, in der Jugendliche eher mal jemanden «ghosten» (Kommunikations- bzw. Kontaktabbruch) anstatt Themen anzusprechen und Konflikte zu bewältigen.
Und dann noch die OUT-Dimension. Was bedeutet das überhaupt? Sollen wir auf die Strasse gehen und evangelisieren? Kann sein, doch diese Dimension beinhaltet noch viel mehr. Z.B., wie kann ich meinem Nächsten dienen oder einen praktischen Einsatz bei ihm tun. Überlegt selbst wie ihr diese Dimension gestalten könntet. Und wie gesagt, ihr müsst nicht alles beherrschen, ihr müsst nicht mal alles alleine tun. Sucht euch Ergänzung.
Mich fordern diese Dimensionen positiv heraus und ich will diesen Lebensstil neu entdecken und die junge Generation gleich mitnehmen. Gemeinsam lernen wir einen jesusähnlichen Lebensstil zu leben.
Wir ernten, was wir säen. Was säst du?
Nadine Hartmann
Bereich Teenie