Die Heart of God Church (HOGC) ist eine Kirche in Singapur, in der bereits Kindern Verantwortung im Gottesdienst übertragen wird. Sie ist ein Ort, wo ununterbrochen neue, junge, begeisterte Jesus Nachfolger fördert. Kann das wahr sein? Es scheint so. Und die faszinierende Geschichte dieser Kirche dient als Vorbild, wie man Kinder, Teenies und Jugendliche nicht nur betreut und ihnen ein schönes Programm bietet, sondern sie konsequent in einen Weg der Jüngerschaft mitnimmt, einen Weg von Fordern und Fördern.
Das Buch «GenerationEN» wurde von dem Pastorenehepaar Lia und How geschrieben. Sie nehmen den Leser mit auf ihre Reise. Neben dem Gründerehepaar der Kirche kommen auch verschiedene andere Autoren zu Wort. Neben bekannteren Personen wie Matt Redman («Es ist die aufregendste Kirche, die ich je gesehen habe!»), John & Lisa Bevere oder Dr. Robi Sonderegger («Dieses Buch lüftet den Vorhang und enthüllt die Denkweise und die Methoden, mit denen eine der wohl innovativsten Kirchen der heutigen Welt aufgebaut wurde.») geben auch zahlreiche jungen Leiterinnen und Leiter der Kirche Einblicke, was sie dort erlebt haben und wie sie in der Nachfolge an Jesus befähigt wurden.
Mit knapp 300 Seiten ist das Buch etwas dick und es gibt Passagen, die wiederholend klingen. Aber es ist sehr kurzweilig zu lesen. Via QR Codes gibt es am Ende jedes Kapitels zudem Zugang zu umfangreichem Bonus Material wie kurze Videos, interaktive Materialien, Bilder, Zeugnisse.
Zu Beginn beschreiben die Autoren ein typisches Phänomen. In einer Jugendarbeit gibt es einen Aufbruch und eine Generation wächst zu einer grossen Gruppe oder sogar Bewegung an. Sehr oft ist aber zu beobachten, dass es nicht gelingt, das gleiche in wenigen Jahren beizubehalten, sondern die Jugendlichen werden erwachsen, bekommen Kindern und erreichen nun andere Eltern. Aber die Jugendarbeit ist wenige Jahre später nicht mehr sehr lebendig. GenerationEN dagegen erreicht nicht nur meine Generation oder die nächste Generation, sondern viele Generationen. In der HOGC liegt eine Generation nur etwa 3-5 Jahre auseinander. Und um nicht einfach nur grösser, sondern dauerhaft als Kirche jung zu bleiben, starten sie alle paar Jahre eine neue Jugendgruppe, die gemeinsam gross und älter wird. So haben sie bereits sechs Generationen von Jugendlichen aufgebaut, welche sich jeweils in die nächst jüngere investiert. Die Jugendlichen werden dabei nicht nur betreut, sondern diese Teenies arbeiten von Anfang an verantwortlich in der Kirche mit, manche bereits im Alter von 6-8 Jahren.
Die Geschichte dieser Kirche ist faszinierend. Angefangen hat es vor über 20 Jahren mit einer Pionierarbeit in einem Wohnzimmer mit einer Kleingruppe von Erwachsenen. Pastorin Lia hat dabei frühzeitig die gelangweilten Teenies gesehen, hat sie im Gottesdienst mitwirken lassen, viel Zeit in sie investiert, um sie zu Jüngerinnen und Jüngern zu machen und zu schulen. Die Kirche wuchs, es wurde weiterhin konsequent auf die junge Generation gesetzt und nach zehn Jahren hatten sie 1000 Gottesdienstbesucher, heute sind es an einem Wochenende über 5000.
Mich beeindruckte beim Lesen aber nicht in erster Linie das Wachstum, die Zahlen der Gottesdienstbesucher oder das neue Gemeindezentrum, das «Imaginarium», welches sie 2016 einweihen durften, sondern die Prinzipien, die sie in der HOGC leben. Prinzipien, die in jeder Kirche umgesetzt werden können. Immer wieder prägen sie z.B. den Satz: «Jugendliche sind Leiter von HEUTE, nicht erst von morgen.» In der HOGC leben sie das. Mehrere Beispiele von 15-, 16-jährigen, die Kleingruppen von 40-70 Personen leiten, predigen und andere in der Jüngerschaft anleiten zeugen davon, dass dies kein leerer Spruch ist. Sie sind der Überzeugung, dass Teenies und Jugendliche nicht erst einen gewissen Reife-Grad haben müssen, um zu dienen, sondern Jugendliche müssen schon früh eingeladen, einbezogen und beteiligt werden.
Ein weiterer Satz, der mich bewegt ist: «Befähigt die Jugendlichen, unterhaltet sie nicht!» Jugendliche müssen wissen und spüren, dass sie die Möglichkeit und Fähigkeiten haben, etwas zu bewirken. Die HOGC macht an dem Punkt keine halben Sachen. In jedem Dienstbereich der Kirche arbeiten sie in 3-er Konstellationen. Ein Teenager von 12-13 Jahren (manchmal auch schon Kinder) dient am Instrument in der Band, bedient die Technikanlage, stellt im Saal die Stühle oder schiesst hochwertige Fotos. 15-,16-jährige helfen ihm als Ausbilderin oder Ausbilder und ein junger Erwachsener von ca. 20 Jahren trägt die letzte Verantwortung als Supervisor. Aber die Befähigung geht weit über den Dienst im Gottesdienst hinaus. Die HOGC bildet junge Menschen aus, die Gott die besten Jahre ihres Lebens schenken und macht sie zu begeisterten Jesus-Nachfolgern, die auf allen Ebenen des Lebens Veränderung erleben und ihr Umfeld, Familien, Schulfreunde oder einen ganzen Campus beeinflussen.
Dieses Buch ist für (Young Generation-) Pastorinnen und Pastoren, für ehrenamtliche Leitende in der Kinder- und Jugendarbeit und alle, die sich wünschen, dass die junge Generation in ihrer Kirche befähigt wird, Gottes Reich zu bauen.
Ich werde in den kommenden Monaten einzelne Aspekte und Prinzipien vertiefen und damit einen kleinen Beitrag dazu leisten, unsere Kirchen JÜNGER und STÄRKER zu machen.
Tobias Bendig
Bereich Kirche+Familie